2010-02-06

Samstag, letzter Tag in Lagos





Joe holt uns ab. Wir fahren auf den Markt, um Stoffe und Musik einzukaufen. Jegliche Scheu und Berührungspunkte sind abgeschüttelt, wie stromern durch die engen Gassen des großen Markts von Lagos Island, werden in hinterste Räume gelockt, wo wir uns in nigerianische Musik vertiefen. Die Boys sämtlicher CD-Shops versammeln sich um uns, Philipp beginnt, zur Musik zu tanzen. Die Boys lachen, die Stimmung ist ausgelassen. Wir kaufen 15 Cds. (vorsortiert von Joe): African Rap, Nigerian Music, Fují, Music, Gospel usw.
Kurze Pause im Hotel, danach Besuch bei einem Manager einer großen Firma in Lagos, der sich sehr für seine nigerianischen Mitarbeiter engagiert. Lernen dort den zweiten Sohn von Fela Kuti, Sheun Kuti, ebenfalls ein großer Musiker, wie wir finden, kennen. Wir unterhalten uns über die Menschen Nigerias, insbesondere über die Jugend, ihre Hoffungen und ihren Ehrgeiz. Eine faszinierende und lehrreiche Unterhaltung.
Am Abend letztes Treffen mit Guide Dele, der in den vergangenen Tagen das defekte Auto in Gang gebracht hatte (erfolgreich). Wir müssen lange auf ihn warten, wundern uns über seine Unpünktlichkeit, beginnen uns zu ärgern - und während wir darüber sinnieren, warum Dele an unserem letzten Abend die Zeit so wenig berücksichtigt, steht dieser auf der Brücke im Stau.
Es ist ein ungewöhnlicher Stau zu dieser Zeit.
Die Autos stehen kreuz und quer auf der Brücke, die meisten verlassen, denn ihre Fahrer und Insassen waren ans Geländer gestürmt, fassungslos.

Auf der anderen Seite des Flusses steht alles in Flammen. Es sind die Ärmsten der Armen, die dort im Slum gerade um ihr Leben kämpfen.
Gestern noch waren wir dort gewesen, hatten darüber gesprochen, dass sich hier der Schwarzmarkt für das knappe Benzin abspielt.

Was für eine explosive Mischung - Menschen, die keine Perspektiven haben, Menschen, die Benzinkanister in ihren Behausungen sammeln, um ein wenig Geld zu verdienen, Menschen, die für ein Lagos, das sich zur Global City entwickeln möchte, schlicht und einfach im Weg sind, weil sie in einem Gebiet leben, dass für Spekulanten höchst attraktiv sein dürfte.

Es ist kurz vor Mitternacht. Wir wissen nicht, ob das Feuer inzwischen gelöscht ist, die Wahrscheinlichkeit bei dieser explosiven Mischung, den engen Gassen, den vielen Menschen, ist gering. Vermuten wir zumindest.
Wir sind keine 7 Kilometer von dem Unglücksort entfernt, die Klimaanlange surrt, wir packen die Koffer. Morgen fahren wir nach Cotonou, Benin.

Keine Ahnung, mit welchen Worten wir den heutigen Blog beenden können.