2010-02-26

Donnerstag, 25. Februar: Kontrollverlust in Accra




HumanLink findet: Ghana ist trotz Armut, Ungerechtigkeit und Korruption ein Lichtblick.
Dennoch muss das Bankenwesen negativ hervorgehoben werden:
Unfreundliches, arrogantes und vor allen ignorantes, ungeschultes Personal.

Heutiges Erlebnis ist stellvertretend für all die anderen Erlebnisse bei ghanaischen Banken:
Schlangestehen: 15 Minuten
Passabgabe an Schalter 1 – Angabe, wie viel Geld man von der Kreditkarte abzuheben beabsichtige: in unserem Fall umgerechnet 515,-Euro.
Bankangestellter von Schalter 1 reicht Pass und Kreditkarte durch kleine Öffnung zu Schalter 2 – der ca. 15 Minuten unbesetzt bleibt.
Bankangestellter von Schalter 2 tritt Dienst an und bemerkt, dass das Kabel des Telefons ein paar Knoten hat. Das Kabel wird entwirrt, man bekommt jedoch den Stecker nicht mehr in den Hörer. Beide Angestellte kümmern sich um das Kabel-Stecker-Hörer-Problem.
Weitere 20 Minuten vergehen.
HumanLink (neugierig, was mit Ausweis und Karte geschieht) wird währenddessen 3 Mal zurück in den Warteraum verwiesen: „we are working on it.“
Wir beobachten den Anruf beim Mastercardsystem. Der Hörer wird nach 3 Sekunden aufgelegt, HumanLink wird an den Schalter gerufen. „Sorry, no money, credit line (Anm.:for safety reasons): 500 Euro.“
Dann eben 500 Euro, sagen wir. „Take a seat“, die Antwort.
Wartezeit: weitere 20 Minuten.
„You come!“ Wir gehen zum Schalter und erfahren, dass unsere Karte angeblich vom Mastercardystem gesperrt worden war. „Call your bank“, empfiehlt der Angestellte.
Wir geben ihm die Hotlinenummer. „We are not a call center“, die Antwort. HumanLink hat nicht genug Credit auf der Prepaidcard, um sich in die Warteschleife von Mastercard zu begeben.
Diskussionszeit von weiteren 10 Minuten: Wir erklären, dass wir 1 Stunde Fahrzeit hinter uns gebracht haben, um zu dieser einzigen Bank zu gelangen, die in Accra Mastercard am Schalter einlöst. Ist egal. Der Angestellte zuckt mit den Achseln.
Die Schlange hinter HumanLink scheint endlos, die Geduld der Wartenden endlich.
„Try calling Mastercard again“, sagen wir. Der Angestellte nickt (nach weiterer 10 minütiger Diskussion), legt den Pass beiseite und kümmert sich um den nächsten Kunden. „When will you call Mastercard?“ fragen wir. „I am working on it.“
Weitere Diskussion (geschätzte 10 Minuten).
“Take a seat”, sagt der Angestellte und löst mit diesen drei Wörtern bei HumanLink den ersten Kontrollverlust seit Reisebeginn nach Westafrika aus.
Das Wachpersonal geht in Stellung.
HumanLink überlegt, ob sich das Warten auf einen Termin mit dem Bankmanager lohnt und beschließt: Ja (hat eigentlich keine andere Chance)
Weitere Wartezeit: 30 Minuten.
Der Bankmanager empfängt. Weitere 10 Minuten vergehen, bevor er uns wahrnimmt (unterzeichnet Schecks, telefoniert usw.).
Zweiter Kontrollverlust von HumanLink (sehr effektiv!)
Binnen 10 Minuten erhalten wir unser Geld, die Businesscard des Managers, mehrfache Entschuldigungen, viel Freundlichkeit und Herzlichkeit.

Am späten Nachmittag auf dem Campus der Universität von Accra eine Gruppendiskussion mit interessanten und interessierten Studenten über die Zukunft Ghanas.

Ausklang des Tages: sensationelles Konzert im bywell mit Gitarristen George Darko. Ein absolutes Highlight, zu sehen, wie sehr man in Afrika mit und für die Musik lebt.
Trotz allem: Wir finden, Ghana ist ein Lichtblick.