2010-02-04

Nachdenkliches am Donnerstag






Tag des Redens und der Nachdenklichkeit.
Wir halten uns in geschlossenen Räumen auf. Die Klimaanlage lässt das staubig heiße Leben auf der Straße vergessen. Es ist angenehm kühl. Es riecht nach Waschpulver, nasse Kleidung hängt auf den Bügeln.
Frische, sie uns gefehlt.
Wir laden Menschen zu uns ein, um über ihre Wahrnehmungen und Vorstellungen von Nigeria zu sprechen. Doch dieses Land sei zu facettenreich, als dass man es einheitlich beurteilen könnte, sagen sie. 434 Sprachen, viele unterschiedliche Ethnien.
Also sprechen wir über Lagos, eine Stadt, die sich darauf vorbereitet, zur Global City zu werden. Wir thematisieren all die neu entstehenden Estates, die mit ihren hohen Zäunen und Stacheldrähten auf uns zumindest wie Gefängnisse wirken, wir sprechen über Korruption, über die Leidenschaft, Sehnsüchte und Hoffnungen der Menschen.
Wir spüren Willen, Optimismus, Ehrgeiz, vor allem aber den Wunsch nach Gerechtigkeit.
Vor allem aber ahnen wir, dass unsere Wahrnehmungen verzerrt sind.
Was ist erstrebenswert, was ist schön, was sauber? Was bedeutet Fleiß, was Hoffnung?
Wo liegen die Prioritäten im Wertesystem?
Dele hatte uns gestern seinen Urlaubsort gezeigt. Während wir durch die Straßen fuhren, erklärte er uns, worin der Erholungswert besteht: es ist kühler (2 Grad), die Häuser sind schön (antik), die Straßen aufgeräumt und sauber, es gibt eine schöne Bar.
Das ist Urlaub.