2010-02-14

Sonntag, 14. 2. in Accra




Sonntag. Der Himmel ist düster, es gab einen deutlichen Temperatursturz während des nächtlichen Tropensturms.
Hunanlink begibt sich auf die Spur des Festefeierns.
Wir fahren zu Kokrobitebeach - einem Ort, an dem die Jugend Accras den Valentines Day begeht. Der angekündigte Andrang (man sieht den Strand vor Menschen nicht mehr) bleibt aus. Schuld daran hat der enorme Sturm der Nacht, der schwere Wolken über die Stadt peitschte. Regenfälle ergossen sich über Accra, die Straßen sind entsprechend schlammig, die tiefen Straßenlöcher mit Wasser gefüllt. Mawere sagt, für derartige Tropenstürme sei es viel zu früh. "Climate change", meint er und zuckt mit den Achseln.
Dennoch wirkt das Leben am Strand unter den dunklen Wolken überaus lebendig. Junge Männer spielen Fußball oder schlendern (extrem) cool am Meer entlang, Bier- und Vodkaflaschen in der Hand - schwarze Sonnebrillen im Gesicht.
Die Gegend ist verdreckt, sieht man von jenen Stellen ab, an denen man kleine Bars und Minihotels erreichtet hat.
Wir erreichen eine Rastafari-Dependance und werden mit einem fist-to-fist-touch begrüßt. Es riecht nach Shit. Fast jeder hält eine Tüte in der Hand, es wird gekifft, was das Zeug hält. Die Augen der Rastagemeinde sind getrübt und schwerfällig. Unter ihnen schweben ein paar europäische Frauen umher mit seligen Blicken und wilden Dreadlocks. Wir fühlen uns in unserer Wachheit und biederer Normalheit wie Fremdkörper.
Wir trinken eine Cola bei Sobamba - die Besitzerin ist eine üppige Italienierin, die bei einem Ghanaer (hatte lange in Deutschland gelebt) täglich von ihm frisch zubereiteten Leberkäse einkauft. Meistens verzehrt sie den Leberkäse selbst. Der Ghanaer isst nichts anderes als Fufu mit unterschiedlichen Suppen. Für andere Speisen sei er nicht zu haben, meint sie.
Wir verlassen den Strand über eine rote, kaum befahrbare Lehmpiste. Das Benzin geht aus, wir warten eine geraume Zeit auf Hilfe. Es geht weiter zu einem Fest - Valentines Day-Fest in einem Randbezirk Accras.
Die dann folgenden Stunden stellen einen Höhepunkt unseres Westafrikaaufenthalts dar.
Ein wirklich lebensfrohes Fest, bei dem wir als einzige Weiße mit einer derartigen Freundlichkeit aufgenommen werden, dass wi nach einiger Zeit ausgelassen auf der Tanzfläche zu ghanaischer Musik tanzen.
Auf der Rückfahrt drängt sich die Frage auf, was schwarze Besucher wohl bei einem deutschen Volksfest (noch schlimmer - einem Fest im Osten Deutschlands) erwartet hätte - wenn sie nicht gerade Roberto Blanco heißen.