2010-02-03

Abeokuta am Mittwoch





Tour nach Abeokuta über die Stadt Epe. Wir wollten das Hinter- bzw. Umland von Lagos kennenlernen. Auf dem Weg durch Lagos kurze Begegnung mit den area boys des pay-and-push-services. Freudige, lautstarke Begrüßung. HumanLink-Mitarbeiter Philipp hatte sich offensichtlich in die Herzen der Boys "gehandelt".
Wir fahren auf dem Highway durch ein Gebiet, das auf Menschen hofft - überall baut man gated communities, die meisten gänzlich unbewohnt- einige zerfallen bereits. Dele ist sicher: "the upper middleclass will live here soon"
Schwerer Unfall auf der Express-Road Richtung Port Harcourt. Die Police organisiert eine Umleitung durch ein abgelegenes Dorf. Wir quälen uns auf Sandpisten Meter um Meter voran. Dele sorgt sich um das Benzin. Er schaltet den Motor ab. Gefühlte 40 Grad - und kein Weiterkommen. Wir erfahren, dass Dorfbewohner für die umgeleiteten Trucks und PKWs eine Art Spontanmaut erheben. Nichts geht mehr, bis Soldaten mit Maschinengewehren die Lage klären.
Es geht weiter, durch die Stadt Epe, für unser Auge eine Mülldeponie, überall Plastiktüten, Dreck, Abfälle. Wir fragen Dele, ob Epe in seinen Augen eine schöne Stadt sei. "It`s a very clean city" sagt er.
Kurzer Halt mitten auf dem Land, wir fotografieren Termitenhügel. Eine Bäuerin nähert sich mit ihrem Kind und wünscht sich ein Foto von uns. Ihr Sohn werde mal Farmer, sagt sie stolz. Zwei Mal wöchentlich sei sogar Zeit für die Schule.
Kurz vor Abeokuta streikt unser Mazda - Dele meint, die schlechten Straßenverhältnisse trügen Schuld ("big bumps") Mit rauchendem Motor rollen wir in eine Werkstatt.
Weiterfahrt ist ausgeschlossen.
Wir warten knapp drei Stunden auf einen Mechaniker, der uns nicht helfen kann. Die Menschen um uns sind neugierig, nett, lustig.
Es wird langsam dunkel. Die Security Police warnt uns vor einer eigenständigen Weiterfahrt auf dem Express-Way nach Lagos - zu viele Unfälle und Überfälle, meinen die Männer.
Dele entscheidet sich für ein Sammeltaxi - etwas eingepfercht, dafür mit guter Fujimusik sausen, nein rasen wir gen Lagos. Phantasiegedanken (was wäre wenn...) schalten wir bei dieser Kamikazefahrt aus. Man fährt ohne Licht, Menschen jagen über die Straßen - kaum zu sehen, Staub dringt in jede Pore, Benzingeruch strömt durch den löchrigen Boden, wir fühlen uns high, die Augen tränen, es riecht nach Slum, Müll, verbrannten Reifen.....
Im Hotel ist es kühl, das Wasser der Dusche ist warm, wir trinken ein kühles Glas Bier und versuchen - vergeblich - Gegensätze in uns zu vereinen.