2010-02-01

Lagos am Montag



Lagos wirkt düster, Smog umhüllt die Stadt, es riecht nach Benzin und Diesel. Generatoren speien schwarzen Rauch in die Luft. Die Stromversorgung ist ein Desaster - für Menschen und Umwelt. Kein Haus ohne diese lärmenden und stinkenden Maschinen, ohne die nichts geht, keine Kühlung, kein Licht, keine elektrischen Geräte.
Selbst abseits des Zentrums bedeutet das Atmen für die Bronchien ein Härtetest.

Wir sind unterwegs in Lekki, einem ehrgeizigen Stadtentwicklungsprojekt von Lagos, an einem Ort, an dem einst ein großes Slum gestanden hatte. Vor Jahren hatte man die Bewohner "umquartiert", da sich die Wohlhabenden des benachbarten Victoria Islands an der armen Nachbarschaft gestört hatten. Und nun baut man hier große Villen und luxuriöse Appartements, umgeben von riesigen Mauern, internationale Unternehmen richten sich ein, setzen rechtzeitig Signale - ein Mercedesstern thront auf dem Rohbau.
Und dennoch wirkt alles wie eine Geisterstadt. Leben finden wir nur im Shoprite, einem großen Einkaufszentrum, in dem Eleganz und Überfluss das Bild prägen, so wie wir es aus Europa kennen.
Unser Guide Dele (bester Guide von Lagos) ist aufgeregt, denn wir fahren zum Steve Wonder Nigerias, dem großen Musikproduzenten Cobhams (u.a. von As(h)a - unbedingt mal reinhören,in ihre CD). Cobhams ist blind, lebt in der Musik und für sie, spielt sie, während er über sie spricht, er singt, trommelt, pfeift, sein Gesicht ist verklärt....uns fehlen die Worte bei dieser Leidenschaft, bei dieser Persönlichkeit.
Auf der Rückfahrt halten wir an einer großen Busstation an. Wir verlieren unsere Unsicherheit, tauchen in das geschäftige, laute Leben, in das hektische Kommen und Gehen. Die Menschen sind freundlich, das Leben hier verliert an Fremdheit - ein wahrlich wunderschöner Prozess.